Aufschieben / Prokrastination Teil 2
Fleißige Aufschieber
Wer aufschiebt, sagt der Studienberater, ist weder faul noch bequem. Denn die meisten „Aufschieber“ haben große Ziele und schaffen viel – nur eben nicht das, was sie sich vorgenommen haben. Häufige, tiefere Ursachen für das Aufschieben seien beispielsweise eine gewisse Impulsivität, eine Abneigung gegen fremdbestimmte Aufgaben, Ängste und/oder Perfektionismus der Betroffenen.
Selbstakzeptanz
Rückert rät als ersten Schritt zur Selbstakzeptanz. Sehen, was man geschafft hat, ist hilfreicher (und amüsanter), als zu sehen, was man nicht erreicht hat: Die Küche ist sauber, der Magen voll, der Einkauf getätigt und vielleicht sogar schon die Steuererklärung gemacht. Alles Dinge, die unter anderen Umständen gerne verschoben werden.
Die wahren Ziele finden
In einem zweiten Schritt sollten die Gründe für das Aufschieben gesucht werden: Will ich wirklich das erreichen, das da auf dem Plan steht? Gibt es wirklich eine Kathastrophe, wenn ich es nicht schaffe? Denn oft ist genau das der entscheidende Punkt:
Auch Erfolg kann bedrohlich seinund zum Aufschieben verleiten. So kann nach Beendigung der Hausarbeit beispielsweise die Abschlussarbeit drohen, vor der man vielleicht eigentlich viel mehr Angst hat. Oder nach dem erfolgreichem Abschluss des Studiums wartet die bedrohliche Arbeit als Rechtsanwältin, wenn doch eigentlich nur die Eltern das Jurastudium wollten. In diesem Fall ist es höchste Zeit, sich neue Ziele zu setzen und alte über Bord zu werfen.
Die zweite Möglichkeit: Die Ziele, für die ich die Aufgaben bewältigen muss, sind nur scheinbar nicht meine Ziele, wie beispielsweise langweilige Teilaufgaben (Klausur Statistik), die notwendig sind, um ein übergeordnetes Ziel zu erreichen (Uniabschluss): Dann ist es höchste Zeit, sich zu motivieren und nicht dem Aufschieben zu verfallen.
Ich will, statt ich muss
Ein „Ich muss“ fühlt sich nicht gut an, ein „Ich will“ ist viel besser und motivierender. Auch wenn das Hausarbeitsthema einen vielleicht nicht unmittelbar interessiert: Das Ziel liegt weiter in der Zukunft: „Ich will Journalist werden, dafür brauche ich einen Hochschulabschluss und dafür will ich diese Hausarbeit schreiben.“
Rückert rät zu einem Planungs-Kalender, der die nächsten 100 Jahre beinhaltet und nicht nur die nächsten zehn. Denn das rückt das wahre Gewicht der Aufgaben, Zusammenhänge und Ziele ins Blickfeldfeld. Auch reflektierende Tagebücher können einem dabei helfen, die wahren Gründe fürs Aufschieben zu finden und Fortschritte im Umgang mit dem Problem zu bemerken. Solche Tagebücher gibt es auch als so genannte „E-Journale“ in Form von Blogs. Dabei sei es wichtig, dass man wirklich das eigene Handeln und Lernen reflektiert und nicht nur aufschreibt, was man heute gemacht hat.